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Venus3

Venus à la Botticelli

Kommentar zum Kunstwerk:

Skulpturales Wandobjekt „Venus“ aus der Serie „Die Schönen der Geschichte“

(inspiriert durch „Die Geburt der Venus“ nach Botticelli)

Jede Zeitepoche produziert ihre Schönheitsideale. Jede neue Künstlergeneration und Modewelt, jeder Kulturkreis entwickelt eigene Schönheitsvorstellungen.

Schönheit wird sowohl individuell unterschiedlich begriffen, als auch mehrheitlich stets anders favorisiert und bewertet.

Dunkelhäutige, rote, gelbe und weiße Menschentypen veranschaulichen ihre jeweils eigenen, genetisch bedingten Schönheitsqualitäten – unvergleichbar einmalig, äußerlich faszinierend, von Innen her charismatisch anmutend.

Weltweit entstanden entstehen so Bildwerke der schönen Spezies, schöne Lebewesen der globalen Vernetzung und Vermischung mit menschlicher Ausstrahlung und Optik ungeahnter Vielfalt.

Vierzehn Schönheitspositionen aus meiner Serie „ Die Schönen der Geschichte“ mögen diese Wahrnehmung demonstrativ versinnbildlichen.

Die Venus ist ein typisch weiblich emanzipiertes Anschauungssubjekt, das deutlich mein künstlerisches Gestaltungskonzept verkörpert. Meine skulpturale Vision einer weiblichen Kopfgestalt basiert auf dem Prinzip, mehrere Superlative formaler Ausdrucksformen in einem Kunstobjekt zu vereinen.

Zum Einen gilt da meine plastische Modellierung eines malerisch schönen Gesichts a la Botticelli, das kunsthistorisch längst heilig gesprochen, zum Anderen verstärkt die absurde Kombination der Kopfschönheit mit einem 22ender Geweih eines kapitalen Hirschen, hier wiederum ein Wunderwerk der Natur, die extravagante Erscheinung. Hinzu kommt die Integration einiger Versatzstücke aus dem Bereich der Technik und des Dekors, also alles Gestaltungselemente, meisterlich gefertigt, welche die Struktur und Ausstrahlung der weiblichen Kopftrophäe „Venus“ überhöhen und ihr eine besondere Aura verschaffen.

Alle Inspirationen und Zitate aus unterschiedlichsten Realitätsebenen provozieren mich in meiner künstlerischen Arbeit, ein authentisch komplexes Schaubild zu kreieren, das eine Vielfalt von formalen und inhaltlichen Einflüssen zu einer homogenen, plastischen Einheit bringt und eine Ikonographie unserer Zeit virtueller Welten schafft.

Meine scheinbar gegenständliche Kunst, die sich im Detail zwar ablesbar darstellt, in der Gesamtschau jedoch abstrakt verschlüsselt, wird sich bei aller Interpretationsvariation kunstgerecht nicht vollends entmystifizieren lassen.

Meine komplett realisierte „Venus“, die als Prototyp noch farbig reizvoll, aber verwirrend Materiel- und Stilvielfalt offenbart, erscheint schließlich, vollendet in hochwertigem Alukunstguß, einheitlich, brillant und fast monochrom-.

Sichtbar und quasi hörbar wirken die transformierten, blattvergoldeten Schuhleistenlauscher überzeugend natürlich.

Eine Hochglanzedelstahlkugel trifft zielsicher, als Fehlschuß, den falschen Punkt und genau den richtigen Fleck.

Die somit unversehrt schöne Jagdbeute „Venus“, die Schöne der Geschichte, überlebt phantastisch die ambivalent tierisch, menschliche Attacke für einen schöngeistigen Kopfjäger und knallharten Kunstfreund zugleich.

Angelbachtal, den 20-01-2017

J. Goertz