Racing

Zu Racing 2013

Statement zur Enthüllung der Skulptur „Racing 2013“ in Iffezheim

 

 

Lieber Peter Werler,

Sehr geehrter Herr Bürgermeister dieses international renommierten Galopprennortes Baden-Baden-Iffezheim.- inkl. grandioser Rennbahn vor idyllischer Schwarzwaldkulisse. Betonung der Ortsbestimmung liegt hier natürlich aktuell und zentral auf „Iffezheim“! Was sonst!   Willkommen neue Fans und traditionsbewusste Verehrer des hochkarätigen Pferdesports, des leidenschaftlichen Kunstsammelns und jeweils entsprechenden Wettvergnügens. Hallo, meine lieben Kunstfreunde und Gönner! Solltet Ihr heute ein wenig mit dem Glück spekulieren, hier ein verhüllter Tip von mir, pro domo verraten. Der krasse, einjährige Aussenseiter – Artcavallo_ der heute sein erstes Rennen bestreitet, wird konkurrenzlos auf der Stelle gewinnen, ohne Doping, ohne Manipulation, ohne Kunstfälschung – einfach so. Ich höre und sehe nämlich den LED – Grün simulierten Kunstrasen wachsen. Herzlichen Dank allen illustren, behüteten und prominenten Gästen für ihr Interesse und Kommen zu „Racing 2013“, egal ob bei sunshine oder rain. Sie wissen ja, wir sind alle Vips – spätestens eines Tages, zumindest Gips. Stichwort: Ringelnatz digital.   Die Wettkampfarena der hohen Reitkunst ist hiermit zum artigen Pferdegeflüster freigegeben, und damit werde ich jetzt Stellung beziehen zu Ross und Reiter, die auch nicht mehr sind, was sie einmal waren. Man denke dabei nur an Marc Aurel, an Dürer`s Ritter, Tod und Teufel, oder an Napoleon mit seinem legendären Araber-Schimmel Hengst.   Der symbolische Start des viehisch kultivierten Galopprennens ist vollbracht, der Gaul ist mit mir durchgegangen, und wir befinden uns jetzt auf der Zielgeraden des Rennens des Lebens – selbstverständlich virtuell. So sind wir zeitgemäß unserer Realität äußerst nah und können eine neue Wirklichkeit ganz individuell und sicher verschlüsselt konstruieren.   Vorsicht! Wir kommen in die verrückte Nähe der Kunstbetrachtung! D.h. ganz allgemein, wir verstehen nur das, was wir auch offensichtlich sehen. Wenn wir jedoch die nötige, menschliche Freiheit besitzen, werden wir künstlerische Extravaganz nachvollziehen können.   Schaut hin – und Ihr werdet sehen, erneut ein Stück Kunst von mir im öffentlichen Raum „Racing 2013“. Mein Konzept: am Boden, vor dem Rathaus eine stilisierte Teilstrecke der Rennbahn Schwarz-Weiß-Grau, als Intarsie der gesamten Platzgestaltung. Darauf, in Szene gesetzt, die mehrteilige Aluminium-Edelstahl-Figur „Rennpferd Jockey“, als richtungsweisende Basis eine ansteigende Keilform, die sich aus der horizontalen Rennbahn erhebt und die letzten Zielmeter des Wettlaufs zur Qual werden lässt, entweder zum siegreichen Abheben, oder zum mentalen Absturz. Auf der unterschwelligen Schikane verharrt konvex-konkav profiliertes Schneckengehaussegment.

Dieser groteske, absurde Pferdekörperersatz ruht in sich selbst, kommt optisch zum Stillstand, wird jedoch durch einen ungestüm modellierten, vorwärtsdrängenden Pferdekopf wieder rasant in Schwung gebracht. Konstruktiv-geometrische Teilelemente – in formaler Abhängigkeit zum Unterbau, beschreiben die flüchtige Körperlichkeit der Jockeyfigur.   Pferde-und Jockeykopf stehen diszipliniert in seismographischem Dialog zueinander. Weder Peitsche, noch Zügel definieren das Verhältnis zwischen Mensch und Tier – ein wahrlich paradiesischer Zustand! Es kommt durch die hintere Position des balancierenden Pferdeschweifes zu zusätzlicher, dynamischer Gemeinschaftshöchstleistung, insgesamt zu einem Geschwindigkeitsrausch im Windkanal energiegeladener Superlative. Integrierte LED-Strahler akzentuieren Weiß-Gelb-Rot-Blau und Grün markante Details der Galopprennfigur. Ein plastisches Bildmotiv Reiter-Pferd, bizarr, formal und inhaltlich verfremdet, beansprucht unmissverständlich zeitrelevant zu sein, ein höchst authentischen und originalen Beitrag zur künstlerischen Weiterentwicklung der heutigen Bildhauerei zu leisten. Wenn in der heutigen Kunstwelt häufig, fast inflationär und sicherlich auch zurecht von Minimalismus die Rede ist, nehme ich mir schon lange das Recht heraus und bin so frei, zu behaupten, ein „Maximalist“ zu sein.   Mit diesem Anspruch geht „racing 2013“ ins Rennen.

Iffezheim-5-