KOPFKONZEPTE GLÄSERNER SAALBAU

Verstrebungen

 

Eine derzeit laufende Instandsetzung der Ruine des Gläsernen Saalbaues durch den Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg sieht neben Reparaturen im Einzelnen die Anlage von Veranstaltungsräumen vor. Ein Glasdach liegt über dem 1. Obergeschoss, schützt die Substanz vor Durchfeuchtung und nimmt die neu geschaffenen Innenräume auf, über dem Dach ist die offene Ruine zu sehen. Die Ebene des 1. Obergeschosses hat noch eine andere wichtige Aufgabe zu erfüllen, nämlich eine Drehscheibe als Erschließungsbereich für angrenzende Räume zu bilden. So kann von hier aus die Arkade zum Schlosshof betreten werden, gleichzeitig ist der neue Raum unter dem Glasdach mit dem benachbarten Kaisersaal im Ottheinrichsbau niveaugleich verbunden. Bei einer Veranstaltung im Ottheinrichsbau nimmt dieser Raum im Gläsernen Saalbau die Funktion eines eindrucksvollen Foyers wahr. Das Glasdach ist aus bogenförmigen Stahlträgern konstruiert und spannt über 9 Meter, sodass ein großer stützenfreier Raum entsteht. Am Auflager des Stahlträgers befinden sich Kammern; diese sollen Skulpturen, Köpfe, aufnehmen, die die Bögen tragen, ähnlich den Faunköpfen am Erker, auf denen die Gewölberippen aufliegen.

 

Goertz war in seinem Schaffen stets der Renaissance verpflichtet und hat dies in zahlreichen Beispielen verdeutlicht. Ihn verbindet die Einhaltung des menschlichen Maßes mit den Bildhauern und Baumeistern der Renaissance. Der Künstler ist ein tektonisch denkender Mensch. In seinen Werken strebt Jürgen Goertz nach Harmonie, so vermittelt er ein zutiefst humanistisches Weltbild. … … Hier in Heidelberg soll es um Menschen verschiedener Kulturen gehen. Diese Absicht greift weit über einen regionalen Gedanken hinaus und verweist somit künstlerisch auf eine an diesem Ort des Heidelberger Schlosses bereits seit langem globalisierte Gesellschaft. Goertz ist über die Weite seiner Gedanken Weltenbürger, seine Köpfe sind es auch – der Betrachter wird mit einbezogen. Europäer und Asiaten, Hell-und Dunkelhäutige, Südländer und die Menschen des Nordens blicken den Betrachter an und werden gesehen. Ihm, dem Menschen als existentiell geprägtem Wesen, den unterschiedlichsten Menschentypen aus aller Welt, wird Referenz erwiesen. Der Gläserne Saalbau mit seinen eisernen Kopfkreaturen könnte schließlich exemplarisch zum kulturellen Treffpunkt für eine pluralistische Gesellschaft werden.

 Peter Thoma